In Anbetracht der Tatsache, dass Serbien von wirtschaftlich bedingter Migration der Bevölkerung, im Besonderen Jugendlicher, betroffen ist, widmet das Globale Programm Migration für Entwicklung (PME) als Teil des breiteren Initiativthemas „Perspektive Heimat“ des Deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) der Lösung dieses Problems durch die Förderung verbesserter Lebensbedingungen, der wirtschaftlichen Stärkung und verbesserter Heimatperspektiven besondere Aufmerksamkeit.
Eine Form der Unterstützung ist die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen. PME unterstützt diese Organisationen durch den Aufbau ihrer Kapazitäten und die Entwicklung von Dienstleistungen im Bereich der sozialen und wirtschaftlichen (Re)integration, die an Rückkehrer und die lokale Bevölkerung erbracht werden.
In Zusammenarbeit mit den zivilgesellschaftlichen Organisationen wurde die Region Sandžak als ein Teil Serbiens identifiziert, in dem die Umsetzung von Maßnahmen der Jugendförderung von besonderer Bedeutung ist, vor allem in Anbetracht dessen, dass in diesem Gebiet rund 70 Prozent der Jugendlichen nach eigener Aussage nach Abschluss der Schulbildung planen, in eines der EU-Länder zu emigrieren. Daher unterstützt das PME Programm das Projekt „Meine Heimat ist hier – Prävention illegaler Migration“, das von der Nationalen Koalition für Dezentralisierung (NKD) aus Niš und der Nichtregierungsorganisation „Urban-In“ aus Novi Pazar umgesetzt wird. Die Projektaktivitäten sind auf die Verbesserung der Lebensbedingungen der Einwohner von Novi Pazar und Tutin, vor allem der Jugendlichen, zwecks Steigerung der Beschäftigungsmöglichkeiten und Verringerung der Migration in EU-Länder ausgerichtet.
Die NRO „Urban-In“ hat mit dem Ziel, den spezifischen Bedürfnissen der Rückkehrer-Familien entgegenzukommen, eine Untersuchung der Lebensbedingungen und Bedürfnisse der Rückkehrer-Familien durchgeführt, in der zusätzliche Informationen über die Rückkehrer, die Länder, aus denen sie abgeschoben wurden, und die Abschiebungsgründe, sowie die Probleme, mit denen sie nach der Rückkehr konfrontiert sind, erhoben wurden. Die Aktivitäten und Kommunikation mit Vertretern der lokalen Behörden haben zum Verständnis der Bedeutung der Rückkehrerfrage und ihrer Reintegration in das lokale Umfeld beigetragen.
Jugendliche sind eine vulnerable Bevölkerungsgruppe, vor allem auf dem Arbeitsmarkt, und ihre Absicht, das Land zu verlassen, stellt in Serbien ein brennendes Problem dar. Um sie über Fragen, Probleme und Folgen illegaler Migration aufzuklären, wurden in Tutin und Novi Pazar interaktive Workshops für Schüler und Schülerinnen der dritten und vierten Klasse der Sekundarschulen organisiert. Diese Workshops haben es den Jugendlichen in diesen Städten ermöglicht, sich durch Erfahrungen und Lebensgeschichten der Rückkehrer mit den Problemen und Herausforderungen des Aufenthalts in Deutschland als „Asylsuchende“ sowie den Folgen illegaler Migration vertraut zu machen. Viele Jugendliche haben ihren Standpunkt hinsichtlich ihrer Absicht, das Land zu verlassen, hinterfragt oder geändert. Vor allem hat sich die Anzahl derjenigen Schüler verringert, die sich sicher sind, dass sie auf jegliche Art und Weise das Land verlassen möchten, während diejenigen, die dennoch gehen möchten, erklärt haben, dass sie sich das genau überlegen und zusätzliche Informationen einholen sowie Möglichkeiten der legalen Migration in die Länder der EU suchen werden. Davon zeugen auch die Eindrücke eines Sekundarschülers: „Vor diesem Workshop war für mich die Ausreise nach Deutschland eine „beschlossene Sache“. Ich dachte, wie die meisten meiner Gleichaltrigen, dass es einzig wichtig ist, nach Deutschland zu gehen, egal wie, wenigstens als „Asylsuchender“, und dass danach alles einfach wird. Aber nachdem ich die Geschichte einer Rückkehrerin gehört habe, ist mir klar geworden, dass ich nichts darüber wusste. Sie hat meine Phantasievorstellung darüber, dass für uns in Deutschland „Milch und Honig“ fließen beziehungsweise, dass „das Geld vom Himmel fällt“ und wir es nur aufsammeln müssen, zerstört. Jetzt werde ich es mir sehr gut überlegen, mich erkundigen, mit Menschen darüber sprechen und erst dann entscheiden, ob und wie ich das Land verlassen werde. Doch das wird auf alle Fälle nicht zu jedem Preis sein.“
Die Rückkehrer stellen eine besonders vulnerable Bevölkerungsgruppe dar, die vor der Herausforderung der erneuten Eingliederung ins normale Leben, des Aufbaus sozialer Kontakte, der Arbeitssuche und des Erwerbs wirtschaftlicher Selbständigkeit steht. Unter ihnen gibt es auch benachteiligte Gruppen, die die größte Unterstützung benötigen, wie alleinerziehende Mütter, von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und Sozialhilfenutzer. Um den Rückkehrern zu helfen und sie dabei zu unterstützen, ihren Familien eine selbstständige wirtschaftliche Lebensgrundlage zu schaffen, wurde eine Ausschreibung für die Vergabe von Mitteln zur Gründung eines neuen oder die Erweiterung eines schon bestehenden Kleinunternehmens durchgeführt. Es wurden 10 Rückkehrer-Familien, sieben aus Novi Pazar und drei aus Tutin, unterstützt. Diese einmaligen Zuschüsse umfassen den Kauf und die Bereitstellung von Maschinen, Geräten, Ausrüstung und Material für die Existenzgründung, Erweiterung und Förderung der Selbständigkeit. Ziel dieser Unterstützung ist die Sicherstellung entsprechender wirtschaftlicher Bedingungen, die sie motivieren, in ihrer Heimat wirtschaftlich tätig zu werden.
In Novi Pazar wurden die meisten Zuschüsse an Rückkehrer vergeben, die ein Handwerk ausüben, wie Gipsarbeiten, Friseur- und Schlossertätigkeiten. Zwei Zuschüsse gingen an Rückkehrer, die Dienstleistungen erbringen – Teppichsäuberung und Dienstleistungen im Handels- und Handwerksbereich, während mit einem Zuschuss der Bereich des Textil- und Transportgewerbes gefördert wurde.
In Tutin wurden Dorfhaushalte mit registrierten landwirtschaftlichen Betrieben zur Förderung der landwirtschaftlichen Produktion unterstützt. Auf diese Weise hat das PME Projekt einen Beitrag nicht nur zur Förderung der ländlichen Entwicklung, sondern auch der Lebensqualität auf dem Land geleistet.
Durch Aufklärung und Schulung im Rahmen der von PME in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen umgesetzten Programme versuchen wir, auch diejenigen zu erreichen, die nicht damit vertraut sind, wie sie sich für Zuschüsse bewerben und Hilfe erhalten können, sowie diejenigen, denen die Leistungen der relevanten Behörden (wie der Nationalen Beschäftigungsbehörde) häufig nicht zugänglich sind. Das PME Projekt wird ihnen durch seine Aktivitäten auch weiterhin Unterstützung und Hilfe bieten, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern und ihren Familien wirtschaftliche Sicherheit bieten zu können.