Obwohl es unter den Rückkehrern, die in Einklang mit dem Abkommen zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der Republik Serbien über die Rückübernahme von Personen mit unbefugtem Aufenthalt nach Serbien zurückgeführt werden, zahlreiche Arbeitslose gibt, zeigt das Beispiel von Sladjana Glisic, dass Selbstinitiative und Hingabe diese Situation bedeutend zum Besseren wenden können. Das Projekt „Hauspflegeservice für Senioren und Menschen mit Behinderungen durch Altenpflegerinnen“ verleiht den Angehörigen gefährdeter Bevölkerungsgruppen die Chance, eine Beschäftigung zu finden.
Sladjana Glisic hat sich 2015 auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen mit Ehemann und Familie nach Köln begeben. 2018 ist sie nach Serbien zurückgekommen und sagt, die Rückkehr sei nicht leicht gewesen, da sie sich wegen ihres Romahintergrunds mit der Feindseligkeit ihrer Umgebung auseinandersetzen musste. Zu Beginn lebte ihre Familie von Ersparnissen, geriet jedoch später in eine schwere finanzielle Lage, weil Sladjana weder Anrecht auf Sozialhilfe und Kindergeld wahrnehmen noch Arbeit finden konnte, da sie keine persönlichen Dokumente besaß.
Hohe Arbeitslosenraten und eine schlechte wirtschaftliche Lage sind unter den Rückkehrern, worunter zu 80% Roma gehören, keine Seltenheit. Der „Umfrage über die Bedürfnisse der Rückkehrer in die Republik Serbien“[1] zufolge, beträgt die Arbeitslosenrate unter den Rückkehrern 70 Prozent. Andererseits besagen die Ergebnisse der Studie „Integration der rückkehrenden Roma mittels besserer Bildungs- und Beschäftigungsbedingungen“[2], dass die Arbeitslosenrate unter den Roma 26 Prozent beträgt. Dieselbe Studie weist darauf hin, dass sich Romafrauen in einer noch schlechteren Lage befinden, da nur 13 Prozent von ihnen eine Beschäftigung haben.
Mit der Absicht, auf dem serbischen Arbeitsmarkt bessere Bedingungen für die Beschäftigung der Rückkehrer zu schaffen, unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Serbien das Projekt „Hauspflegeservice für Senioren und Menschen mit Behinderungen durch Altenpflegerinnen bzw. Frauen aus gefährdeten Bevölkerungsgruppen“, das von der Gemeinde Mladenovac in Zusammenarbeit mit der Organisation Caritas Sabac und dem Zentrum zum Schutz der Menschen- und Minderheitenrechte und -werte „OKO“ Mladenovac umgesetzt wird. Dieses Projekt, das für Personen aus gefährdeten Bevölkerungsgruppen, mit besonderem Augenmerk auf Romafrauen entwickelt wurde, sieht eine Ausbildung für Altenpfleger und Altenpflegerinnen nach dem akkreditierten Programm der für den Sozialschutz in Serbien zuständigen Behörde vor. Nach abgeschlossener Ausbildung haben 30 Teilnehmer eine Lizenz bekommen und die 14 erfolgreichsten auch eine Arbeit. Unter ihnen befand sich auch Sladjana.
„Von meiner Nachbarin erfuhr ich von der Ausbildung zur Altenpflegerin, habe mich angemeldet und die Gelegenheit bekommen, nützliche Dinge zu lernen. Während der Ausbildung habe ich gelernt, wie ich in verschiedenen Situationen erste Hilfe leisten kann, wie ich mit älteren Menschen reden soll und was ich alles im Alter erwarten kann. Alles was ich gelernt habe, kann ich auch bei der Arbeit anwenden“, hebt Sladjana hervor. Ihren Worten nach ist diese Anstellung für sie von großer Bedeutung, denn dadurch kann ihre Familie besser leben. „Es ist uns gelungen, die Strom- und Wasserschulden zu reduzieren und ich kann mir nun auch Athletiktrainings für die Kinder leisten“. Sladjana meint, sie liebe ihre Arbeit, weil sie human und nicht schwer ist. „An einem Arbeitstag besuche ich drei pflegebedürftige Leistungsempfänger, bereite ihnen Mahlzeiten vor, verabreiche entsprechende Therapien und erledige in Absprache mit ihnen die Hausarbeit. Oft besorge ich Nahrungsmittel und Medikamente für sie, vereinbare Arzttermine und begleite sie auch dorthin“, beschreibt Sladjana ihren Arbeitstag.
Von Beginn der Ausbildung an war es eindeutig, dass Sladjana dieser Beruf gefällt, was auch Suzana Vasic, Mitglied des Gemeinderats Mladenovac, zuständig für Soziales, Minderheiten, Förderung und Schutz der Menschen- und Minderheitenrechte, bezeugt. „Sladjana war während der Ausbildung sehr aktiv und hat ihr Wissen und ihre Fähigkeiten beim Lösen der Tests gezeigt, weswegen sie auch die Gelegenheit bekommen hat, als Altenpflegerin angestellt zu werden. Sie hat großes Interesse für diesen Beruf gezeigt, was wir auch den Kommentaren der pflegebedürftigen Leistungsempfänger entnehmen konnten“, betonte Frau Vasic. „Dieses Projekt ist aus mehreren Gründen von erheblichem Nutzen für die Gemeinschaft. Es ermöglicht nicht nur Personen aus gefährdeten Bevölkerungsgruppen, sich neue Fertigkeiten anzueignen und ihre Beschäftigungschancen zu steigern, sondern ermöglicht auch Senioren und Menschen mit Behinderungen, notwendige Pflege und Hilfe zu bekommen. Für uns ist es eine große Freude, wenn die pflegedürftigen Leistungsempfänger unsere Altenpfleger und Altenpflegerinnen loben“, teilte Frau Vasic mit.
Das Projekt „Hauspflegeservice für Senioren und Menschen mit Behinderungen durch Altenpflegerinnen, Frauen aus gefährdeten Bevölkerungsgruppen“, ist Teil des Projekts „Initiative zur Inklusion“, das gemeinsam von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Ständigen Konferenz der Städte und Gemeinden Serbiens (SKGO) durchgeführt und bis Dezember 2018 dauern wird.
[1] Die Umfrage wurde von der Internationalen Organisation für Migration durchgeführt
http://www.kirs.gov.rs/docs/migracije/Izvestaj_Anketa_o_potrebama_povratnika_u_Republiku_Srbiju.pdf
[2] Die Studie wurde vom Zentrum zur Erforschung öffentlicher Politiken und dem Romaforum in Serbien durchgeführt
http://publicpolicy.rs/documents/50152cdca31c11378bfcd34fd71f19f1e536357f.pdf