Während er in Afghanistan lebte, war Azizahmad Zamir Schauspieler und trat in Fernsehfilmen auf. Da die politische Situation in seinem Land immer unstabiler geworden ist, hat er sich im September 2015 entschieden nach London umzuziehen, wo sein Verwandter lebt. Er dachte, er würde drei Monate brauchen um dort hinzukommen, aber, da die Grenzen geschlossen sind, musste er in Serbien bleiben. Dort wurde er von dem Aufnahmezentrum in Adaševci, einem Dorf im Nordwesten Serbiens, aufgenommen. Um Wege zu finden, die Zeit dort irgendwie zu nutzen, hat er begonnen, den Flüchtlingskindern Englisch beizubringen und als Übersetzer bei der Kommunikation zwischen den Flüchtlingen und dem Kommissariat für Flüchtlinge und Migranten zu helfen. Obwohl er über 60 Jahre alt ist, war er glücklich, auch selbst neue Fertigkeiten zu lernen.

Ich habe Maler- und Nähkurse besucht und finde sie sehr nützlich, da sie mir geholfen haben, neue Fertigkeiten zu entwickeln, neue Erfahrungen zu erwerben und die Zeit auf gute Weise zu nutzen. Ich glaube, diese Fertigkeiten werden mir auch helfen eine Arbeitsstelle zu finden, wenn ich das Zentrum verlasse. Ich habe herausgefunden, dass ich das Nähen sehr genieße und freue mich über jede Gelegenheit es zu üben“, sagt Azizahmad über seine Tage im Zentrum. „Seit ich hier angekommen bin, habe ich andere Flüchtlinge getroffen, neue Freundschaften geschlossen und einiges über die serbische Kultur gelernt“, fügt er hinzu.

Azizahmad ist einer der 280 Migranten, die im Aufnahmezentrum in Adaševci untergebracht wurden, und die meisten von ihnen stammen aus Afghanistan, Iran und Pakistan. Auf ihrer Reise zu ihrem gewünschten Ziel aufgehalten, ist es für sie wichtig, interessante alltägliche Aktivitäten zu haben, um so nicht das Gefühl zu haben, sie würden Zeit verschwenden. Ganz im Gegenteil, sie haben das Gefühl, dass sie durch diese Aktivitäten für den künftigen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Das Humanitäre Zentrum Novi Sad, eine Nichtregierungsorganisation aus Novi Sad, hat schnell ihr Bedürfnis erkannt, die Zeit auf effiziente Weise zu verbringen, und hat für sie verschiedenartige Kurse im Rahmen des Projekts Ausbildung und soziale Inklusion von Flüchtlingen und Migranten in Serbien, unterstützt von GIZ, organisiert.

Neben Maler und Nähkursen, die Azizahmad besucht hat, haben die Leistungsempfänger auch die Möglichkeit zu lernen, wie man Schmuck macht, als auch sich über Wiederverwertung und Europa besser zu informieren. In einem anderen Aufnahmezentrum, Principovac, werden Sportaktivitäten wie Tischtennis, Federball und Volleyball organisiert und der Sportplatz und der Garten des Zentrums eingerichtet. Eine der nützlichsten Aktivitäten sind Deutschkurse, da viele Leistungsempfänger nach Deutschland gehen möchten, nachdem sie das Zentrum verlassen.

„Die Leistungsempfänger nehmen bereitwillig an diesen Kursen teil, da es in den Aufnahmezentren nicht viele ähnliche Aktivitäten gibt. Wegen der Möglichkeit, neue Fertigkeiten zu lernen und ihre Talente zu entwickeln, fühlen sie sich nützlich und für die ungewisse Zukunft, die sie erwartet, wenn sie einmal ihr gewünschtes Land erreichen, gut vorbereitet“, erläutert  Mira Novaković Ilin, die Vertreterin des Humanitären Zentrums Novi Sad.


Über das Projekt:

Seit Juli 2017 führt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH das Projekt „Beratung und Unterstützung für Asylsuchende in Serbien und Mazedonien“ im Namen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit durch. Dieses Projekt beruht auf dem starken Bedürfnis, den Asylbewerbern Zugang zu entsprechenden Informationen zu schaffen und Unterstützung im Transitzeitraum zu leisten, wie auch Mechanismen für potentielle Integration herzustellen. In diesem Kontext ist das Hauptziel des Projekts, zur Verbesserung der Position und der Aussichten der in Aufnahmezentren untergebrachten Asylbewerber und zur Implementierung von spezifischen, bedarfsorientierten und entsprechenden integrationsunterstützenden Maßnahmen beizutragen. 

Kontaktperson: Herr Michael Samec