Das Programm „Entwicklung eines nachhaltigen Bioenergiemarktes in Serbien“, das von der Bundesrepublik Deutschland über das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert und durch die GIZ realisiert wird, hat durch die Umsetzung von Projekten mit den kommunalen Selbstverwaltungen greifbare Ergebnisse erzielt. Diese Projekte umfassen verschiedene Geschäftsmodelle zur Nutzung von Bioenergie und haben den kommunalen Selbstverwaltungen den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf Biomasse zur Beheizung öffentlicher Gebäude ermöglicht. Gleichzeitig hat die GIZ eng mit den wichtigsten Interessengruppen zusammengearbeitet, um die Rahmenbedingungen für die nachhaltige Nutzung von Biomasse zur Erzeugung von Wärme und Strom zu verbessern.

Das erste Projekt der Umstellung von fossilen Brennstoffen auf Biomasse in Schulen, das bedeutend zur Verbesserung der Luftqualität beigetragen hat, wurde in der Stadt Pirot durch eine öffentlich-private Partnerschaft im Bereich der Wärmelieferung in Zusammenarbeit mit einem privaten Energiedienstleistungsunternehmen verwirklicht. Zudem wurden mit Hilfe von öffentlichen Mitteln Projekte kleiner Fernwärmenetze in Priboj und Mionica realisiert, in deren Rahmen auch die Endverbraucher in öffentlichen Einrichtungen einen Nutzen von der energieeffizienten, auf Biomasse basierenden Beheizung hatten.

 

Vorteile der Nutzung von Biomasse zur Beheizung öffentlicher Gebäude

Aufgrund niedrigerer Preise für holzartige Biomasse im Vergleich zu fossilen Brennstoffen, höherer Effizienz von Biomassekesseln und niedrigerer Wartungskosten führt die Realisierung derartiger Bioenergieprojekte zu erheblichen Einsparungen in den kommunalen Haushalten. Daher kann ein Teil der eingesparten Mittel auf andere Investitionsprojekte übertragen werden, die von den kommunalen Selbstverwaltungen finanziert werden.

Darüber hinaus wird die Biomasse als Energieträger meist im unmittelbaren Umkreis bereitgestellt, was zur Schaffung lokaler Biomasse-Lieferketten führt, die neue Arbeitsplätze schaffen und, was am wichtigsten ist, zur lokalen wirtschaftlichen Entwicklung beitragen.

Die Verwirklichung von Bioenergieprojekten in Zusammenarbeit mit den kommunalen Selbstverwaltungen trägt zur nachhaltigen kohlenstoffarmen Entwicklung Serbiens und zur verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien bei der Wärmeerzeugung bei.

 

Bewährte Praktiken

Pirot  – Öffentlich-private Partnerschaft zur Wärmebereitstellung

Im Jahr 2017 begann die Stadt Pirot mit der Beheizung von vier Schulen mit holzartiger Biomasse. Die alten, ineffizienten Kessel wurden durch ein Energiedienstleistungsunternehmen ersetzt und es wurde die erste öffentlich-private Partnerschaft im Bereich der Wärmebereitstellung realisiert, in deren Rahmen die Stadt Pirot Wärme von einem privaten Partner bezieht.

Innerhalb eines Zeitraums von 3 Jahren, die notwendig waren, um das Projekt von der ersten Idee bis zur Realisierung durchzuführen, einschließlich des gesamten Ausschreibungsprozesses, um den richtigen privaten Partner zu finden, wurde die Stadt Pirot aktiv durch dieses Programm unterstützt.

Nach zwei erfolgreich beendeten Heizperioden sind die Reaktionen positiv, wobei im Besonderen der erhöhte Heizkomfort betont wird. Die Schüler müssen nicht mehr in kalten Klassenzimmern sitzen oder aufgrund häufiger Kesseldefekte den Unterricht verpassen. Es wird geschätzt, dass die jährlichen Einsparungen bei den Heizkosten im Vergleich zum vorangehenden Zeitraum langfristig rund 40% betragen werden. Zudem wird die Reduzierung der Kohlenstoffdioxidemissionen während der Projektlaufzeit auf 6.750 Tonnen geschätzt, was erheblich zur Entkarbonisierung des Energiesektors in der Stadt Pirot beiträgt.

Neues Kesselhaus in Pirot, Quelle: GIZ
Neues Kesselhaus in Pirot, Quelle: GIZ

 

Priboj – Kleines, biomassebasiertes Fernwärmenetz

Mit Beginn der Heizperiode 2019/20 hat die Gemeinde Priboj vier Schulen und die Kinderambulanz erfolgreich an das biomassebasierte Fernwärmenetz angeschlossen.

Das Projekt zur Brennstoffumstellung wurde durch öffentliche Mittel der serbischen Regierung über das Amt für öffentliche Investitionsverwaltung finanziert, während das Konzept des kleinen Fernwärmenetzes vom Program der deutschen Entwicklungszusammenarbeit entwickelt wurde. Parallel zur energetischen Sanierung der Schulen wurden hocheffiziente Biomassekessel einer Gesamtleistung von 1,8 MW installiert. An das neue Kesselhaus angrenzend wurde ein Lager für Hackschnitzel errichtet, die als Brennstoff genutzt werden.

Der Weg zur Energiewende in Priboj begann 2016 mit der Installation des ersten Holzbiomassekessels einer Leistung von 0,9 MW zur Beheizung von vier öffentlichen Gebäuden. Diese Idee wurde danach auch auf  Insellösungen für Schulen und die Errichtung eines kleinen Fernwärmenetzes ausgebaut.

Neues biomassebasiertes Kesselhaus und Holzhackschnitzellager in Priboj, Quelle: GIZ
Neues biomassebasiertes Kesselhaus und Holzhackschnitzellager in Priboj, Quelle: GIZ

Der nächste Schritt der Gemeinde Priboj ist bereits geplant und umfasst die Umstellung des Fernwärmesystems auf die Nutzung von Biomasse mit finanziellen Mitteln der KfW. Priboj wird mit der Verwirklichung dieses Projekts zur ersten Gemeinde in Serbien, die die Wärmebereitstellung für öffentliche und private Gebäude vollständig entkarbonisiert hat. Die im Fernwärmesystem zusätzlich geplante biomassebasierte Kesselleistung von 8 MW wird neue Arbeitsplätze in einer der wirtschaftlich aufstrebenden Gemeinden in Serbien schaffen, die bis vor kurzem aufgrund des Verfalls staatlicher Unternehmen mit einer bedeutenden Abwanderung ihrer Arbeitskräfte zu kämpfen hatte.